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"Zwei mal drei macht vier, widewidewitt und drei macht neune, ich mach mir die Welt, widewide wie sie mir gefällt!"

Wer kennt nicht diesen gesungenen Reim von Pippi Langstrumpf, in dem mit kindlicher Nonchalance die Regeln der Mathematik einfach auf den Kopf gestellt werden? Und in genau dieser Manier versucht zurzeit Graf Paul von Schönborn sich eine ihm genehme Schlossgemeinde zusammenzubasteln, wobei ihm ein paar ergebene Mitstreiter als Sprachrohr in die Gemeinde dienen.

Aber der Reihe nach.

Am 10.03.2015 wurde der Kirchengemeinde der Nutzungsvertrag für die Schlosskapelle von Seiten der Stiftung Schloss Weißenstein per öffentlicher Mitteilung in FT und Nordbayerischen Nachrichten offiziell gekündigt. Dort heißt es u.a.: "Zukünftig können selbstverständlich weiterhin katholische Messen abgehalten werden, und die Gemeinnützige Stiftung Schloss Weißenstein steht diesen sehr positiv gegenüber, jedoch nicht mehr unter Leitung der Katholischen Filialkirchenstiftung Pommersfelden." Sehen wir einmal davon ab, dass Graf Paul von Schönborn die Filialkirchenstiftung kaum wird auflösen können und an dieser Stelle seine Kompetenzen eindeutig überschreitet, so kündigt er mit dieser Aussage die Zusammenarbeit mit der Kirchenverwaltung (KV) und dem Pfarrgemeinderat (PGR) einseitig auf und verweigert sich seitdem allen konstruktiven Gesprächen.

Selbst unter Vermittlung des stellvertretenden Generalvikars, Dr. Heinrich Hohl, war Graf von Schönborn dazu nicht mehr bereit. Im Gegenteil, unter bewusster Missachtung aller gewählten Kirchengremien hat Graf von Schönborn nur die ihm genehmen Gesprächspartner, so z.B. Pfarrer Wolfgang Schmidt, angehört, wobei er den offiziell eingesetzten Pfarrvikar Pater Dr. Stephan Panzer bewusst übergangen hat.

In dem Glauben, von der gräflichen Familie als Moderator ausgewählt worden zu sein, fuhr Pfarrer Schmidt nach Wiesentheid, um ein Gespräch zwischen Graf, Kirchengremien, Dr. Hohl und einigen Gemeindemitgliedern zu Wege zu bringen. Tatsächlich wurde ein letztes Treffen drei Tage vor der Kündigung am 28.05.2015 vereinbart, aber sowohl Graf von Schönborn wie auch die Schlossverwalterin, Frau Wernsdörfer, sagten ihr Kommen kurzfristig ab. Die Gespräche mit Pfarrer Schmidt dienten offenkundig allein dem Zweck, durch unverbindliche Aussagen in der Gemeinde den Eindruck zu erwecken, es bräuchte lediglich eines kleinen Kompromisses, um einen Auszug abzuwenden, womit der Druck auf die handelnden Gremien erhöht werden sollte.

Dies zeigt, wie Graf von Schönborn versucht, Gemeindemitglieder bewusst zu instrumentalisieren, um die Kirchengemeinde zu spalten und damit seine Einflussmöglichkeiten auszubauen.

Welche Zukunft hat unsere Gemeinde, wenn wir akzeptieren, dass Graf von Schönborn als weltliche Person vorbei an allen demokratisch gewählten Kirchengremien Einfluss auf die Belange der Kirche nimmt und sie in seinem Sinne bestimmen will? Und nehmen diese Ansprüche nicht geradezu groteske Züge an, wenn Gemeindemitgliedern und Pfarrer Schmidt gegenüber geäußert wurde, dass angeblich für Dr. Pater Stephan in der Schlosskapelle ein Hausverbot besteht? Eine Anmaßung, die im Prinzip nichts anderes bedeutet, als dass die Investitur hier fröhliche Urstände feiert (Anmerkung: Dieses Hausverbot ist in der Gesprächsrunde am 28.05. von Michael Kropp auf Nachfrage ausdrücklich bestätigt worden und erhielt seine indirekte Bestätigung auch dadurch, dass Pfarrer Schmidt auf die Frage, ob ihm ähnliches in Wiesentheid zu Ohren gekommen sei, dies nicht verneinen konnte.) Damit war für Dr. Hohl die Grenze des Zumutbaren eindeutig überschritten und er forderte nun seinerseits ungeachtet der teils heftigen Einwände den Auszug. Auch der Bitte, die Kirchengremien anzuweisen, eine ?Notausstattung? in der Kapelle zu belassen, erteilte er eine klare Absage. Eine komplette Räumung der Kapelle sei unumgänglich, weil die ausgesprochene Kündigung seitens der Schlossstiftung unverändert fortbestünde und damit sämtliche Kirchenschlüssel zum 31.05. abzugeben seien. Nach dieser deutlichen Positionierung erteilte er die vorläufige Nutzungserlaubnis für die evangelischen Kirche.

Bekannt geworden ist auch, dass das gräfliche Ehepaar unbeeindruckt von den Vermittlungsbemühungen Pfarrer Schmidts die Absetzung von PGR und KV anstrebt und sich nach wie vor jedem Gespräch verweigert. Dies ist nichts weniger als eine bewusste Demontage demokratischer Elemente der Gemeindeverfassung und führt die Kirchengemeinde zurück auf den Stand einer mittelalterlichen Eigenkirche, in der der Grundherr über Besetzung von Priesteramt und Gremien selbstherrlich entschied. Dass Graf von Schönborn unter solchen Bedingungen ? wie es im Kündigungsschreiben heißt - Messen weiterhin positiv gegenüberstünde, ist jedoch keine Überraschung, hat er doch in den letzten Jahren den Hauptanteil der Gelder zum Unterhalt der Schlosskapelle über die Konten des Erzbistums Bamberg und der Filialkirchenstiftung Pommersfelden finanzieren können.

Die Hoffnung, dass mit dem Auszug eine Phase der Beruhigung eingeleitet werde, hat sich indessen nicht erfüllt. Bereits im Juni drängte die Schlossverwaltung nachdrücklich darauf, alle von uns im Hinblick auf eine mögliche Rückkehr an Ort und Stelle belassenen Halterungen für die Lautsprecheranlage sowie alle elektrischen Zuleitungen zu entfernen, das Holzpodest links vom Altar abzubauen und sämtliche Putzausbrüche noch vor Beginn der Sommerakademie zu verputzen. Auch die Leitungen für die Sitzheizung wurden gekappt, denn sowas käme laut Frau Wernsdörfer garantiert nicht mehr in die Schlosskapelle!

Und genau dadurch erweisen sich die gräflicherseits getätigten Beteuerungen, wie sehr man unter der derzeitigen Situation litte, als das, was sie sind: Bloße Lippenbekenntnisse oder bräuchte eine Gemeinde unter Führung ausgewechselter Gremien im Winter etwa keine Heizung?

So schmerzhaft die Erkenntnis auch sein mag, die Schlosskapelle ist nach heutigem Status für die Filialkirchenstiftung Pommersfelden als Gemeindekirche verloren, und wir befinden uns als Gemeinde genau da, wo die Schlossstiftung uns haben will: nämlich draußen. Zugang würde hier und da wahrscheinlich nach gräflicher Gunst gewährt, würde uns aber auf eine reine Betgemeinde ohne Gemeindeleben reduzieren. Das darf durchaus empören und zornig machen, verzweifeln lassen muss es uns nicht.

Sicher ist, dass dieser Konflikt jeden in der Gemeinde dazu zwingt, sich zu fragen, wie er sich in seinem Glauben und seiner Zugehörigkeit zu seiner Gemeinde begreift und was Kirche überhaupt ist? Fragen, die uns herausfordern, vor allem wenn in der persönlichen Glaubenspraxis mittlerweile Gewohnheit und Beharren das Zepter übernommen haben. Die Behauptung einiger unerbittlicher Anhänger der Schlosskapelle, die Filialkirchenstiftung würde maßgeblich durch ihren Kirchenraum ins Leben gerufen und bestünde nur dort, ist in jedem Fall falsch. Das würde ja heißen, dass eine durch Feuer niedergebrannte Kirche zugleich die Auflösung der in ihr beheimateten Gemeinde nach sich zöge, was natürlich nicht der Fall ist. Die Grundlagen einer Gemeinde liegen ganz woanders. Es sind dies natürlich die Feier der Eucharistie und die Spendung der Sakramente als gemeinsames Glaubenszeugnis sowie die Verkündigung des Evangeliums als ihr geistliches Fundament. Sie sind Kern der Seelsorge und werden seit dem Auszug aus der Schlosskapelle auch in der evangelischen Kirche praktiziert und gelebt. Der im Raum stehende Vorwurf gegenüber KV und PGR, sie hätten durch ihre Ignoranz und Überheblichkeit die Gemeindemitglieder um ihren religiösen Mittelpunkt gebracht, ist somit nicht gerechtfertigt. Umso weniger, als Seelsorge neben einem Ort für die Eucharistie auch Gemeinderäume braucht, die man uns im evangelischen Gemeindehaus bereitwillig zur Mitnutzung zur Verfügung gestellt hat. Im Umfeld des Schlosses stünden uns solche aber in keinem Fall mehr zu Verfügung.

Und vielleicht ist es an dieser Stelle den Gremien gestattet, den gegen sie polemisierenden Gemeindemitgliedern einmal vor Augen zu führen, wie viele Aktivitäten der letzten Jahre überhaupt nur durch das Engagement jetziger Gremiumsmitglieder möglich waren: Surprise, Waldweihnacht, Fahrradwallfahrt, Sternsingeraktion, Ratschenaktion, Kindergottesdienst, Familiengottesdienst, Miniausflüge, Minibetreuung (Gruppenstunden), WGD-Feiern, Lektorendienst, Liturgieausschuss, Kommunionhelfer, Firmvorbereitung, Erstkommunionkatechese, Friedenslicht, Ökumenisches Osterfrühstück, Geburtstagsbesuche, Kräuterbuschen binden, Ökumenischer Gemeindebrief, Chronik, Internetauftritt, MÄDN-Turnier, Jugendausflüge (Romwallfahrt/Bergtour usw.), gemeinsame Ausflüge von KV und PGR, Jahresrückblicksfeier.

Auch nach dem Auszug ist unser Gemeindeleben nicht zum Erliegen gekommen. Nachdem in den Sommerferien im evangelischen Gemeindehaus mehrere Schränke mit Materialien aufgestellt werden konnten, kann die Gruppenarbeit jetzt wieder beginnen. Unsere erste Aktion war das Binden der Kräuterbüschel für die Kräuterweihe am 16.08., eingebunden in den von Bischof Severine gefeierten und durch den evangelischen Posaunenchor mitgestalteten Festgottesdienst zu Ehren Mariens. Kollekte und Spenden ergaben die erfreuliche Summe von 307,30?, die wie jedes Jahr dem Bweni-Projekt des Bischofs gespendet wurde. Dass der Festgottesdienst trotz Ferienzeit so gut besucht war, verdanken wir auch den vielen evangelischen Kirchenbesuchern aus Pommersfelden, die der Aufforderung des Pfarrerehepaares Steinbauer gefolgt waren, uns hiermit ein weiteres Mal ihre Verbundenheit zu zeigen. Der gemeinsame Umtrunk auf dem Vorplatz war trotz Regens ein schönes Erlebnis.

Für die Vitalität unserer Gemeinde spricht ebenso, dass bei der diesjährigen Firmung von 15 Firmbegleitern 12 aus unserer Gemeinde kamen! Allen Unkenrufen zum Trotz hat unsere Filialkirchenstiftung auch jenseits der Schlosskapelle durchaus eine Zukunft!

Kirchenverwaltung und Pfarrgemeinderat der Filialkirchenstiftung Pommersfelden

Veröffentlicht in: Gemeindebrief der evangelischen Kirchengemeinden Steppach - Pommersfelden - Limbach sowie der katholischen Gemeinden Sambach-Pommersfelden, Oktober - November 2015, S. 23-26.