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Dankbar und stolz dem Jubiläum entgegen – 300 Jahre Schlosskapelle

Mitte September 2011 richtete die Gesellschaft für fränkische Geschichte eine wissenschaftliche Ta­gung in Schloss Weißenstein aus, die dem 300-jährigen Bestehen des Schlosses gewidmet war. Im Oktober des vergangenen Jahres folgte die Präsentation des zugehörigen Tagungsbandes, der im ak­tuellen „Heimatboten aus dem Reichen Ebrachgrund“ eine erste Würdigung gefunden hat (28. Jg. 2015). Auch für die katholische Kirchengemeinde ist dieses Jubiläum von Interesse, markiert doch der Altar der Schlosskapelle den Ort der Grundsteinlegung am 1. Oktober 1711 und diese war zu­gleich einer der ersten fertigen Räume der gesamten Schlossanlage.

Kostbar und aufwendig ausgestattet diente die Kapelle zwar den privaten Andachten und Messfei­ern des Fürstbischofs, aber immer auch der Erfüllung der Messpflichten des ansässigen Kirchenvol­kes. Diese Verfügung zu der sich damals Lothar Franz von Schönborn gegenüber der katholischen Bevölkerung verpflichtet sah und die in den nachfolgenden Familiengenerationen weitergeführt wurde, hat über die Jahrhunderte eine tiefe Verbundenheit der Pommersfeldener Katholiken zur Schlosskapelle wachsen lassen.

Das 300-jährige Kirchweihjubiläum der Schlosskapelle am 16. August 2018 zeichnet sich langsam ab und soll an dieser Stelle Anlass sein, diese Liebe und Leidenschaft der Kirchengemeinde zu „ih­rer“ Schlosskapelle für die Zeit vom Kriegsende bis heute an einigen ausgewählten Beispielen nachzuzeichnen.

Bereits zwei Jahre nach Kriegsende kam es 1947 zu einer ersten Restaurierung. Auch wenn über die finanziellen Bedingungen dieser Restaurierung Genaueres nicht bekannt ist, zeigt ihre Durchfüh­rung doch, dass der Gemeinde auch in Mangeljahren durchaus am Zustand der Kapelle gelegen war. Eine tatkräftige Beteiligung der Gemeindemitglieder an den durchgeführten Maßnahmen kann si­cher angenommen werden.

Mit Pfarrer Egmont Topits bekam die Gemeinde einen Geistlichen, der mit großem persönlichem Einsatz verschiedenste Maßnahmen anstieß und sie mit Ausdauer, Geduld und einem feinen Gespür für das Machbare begleitete.

1980 konnte er Dr. Karl Graf von Schönborn dafür gewinnen, die Orgel überholen zu lassen. Die Gemeinde beteiligte sich mit einem Betrag von 2.278,04 DM, die politische Gemeinde übergab bei der Einweihung einen Scheck von 1.000 DM. Leider stellte die Orgel Mitte der 90er-Jahre ihren Dienst ein. Nachdem aus dem Schloss mitgeteilt wurde, dass eine Instandsetzung in Anbetracht der massiven Schäden nicht in Frage komme, schaffte die Gemeinde 1993 auf eigene Kosten eine elek­trische Orgel an. Die Gesamtkosten betrugen 5.000 DM, wovon 2.480 DM aus zweckgebundenen Kollekten und Spenden stammten, der Rest aus den Ersparnissen der Kirchengemeinde.

1982 erfolgte die Gründung der Filialkirchenstiftung Pommersfelden. Dieser Akt hat die Identifizie­rung der Gläubigen mit der Kapelle aufs Neue gefestigt. Er beflügelte die kleine Gemeinde in den nachfolgenden Jahren zu einem beeindruckenden Engagement. So wurde 1986 auf Initiative der Denkmalpflege eine Innenrenovierung in Angriff genommen, die allein in der Verantwortung der Kirchengemeinde lag. Die Kosten beliefen sich laut der Jahresrechnung aus dem Jahre 1986 auf ins­gesamt 36.156,52 DM, von denen mehr als ein Drittel (12.671,59 DM) allein durch Spenden von Gemeindemitgliedern aufgebracht wurde. Die politische Gemeinde unterstützte die Maßnahme mit der beachtlichen Summe von 10.000 DM, als weitere Zuschussgeber sind in den Jahresrechnungen 86/87 verzeichnet: das Erzbistum (5.000 DM), der Landkreis (1.000 DM) und die staatliche Denk­malpflege (3.500 DM).

Nachdem 1999 von der Stiftung Schloss Weißenstein als Bauherr eine Generalsanierung des Haupt­baues begonnen wurde, die die Kapelle zunächst nicht mit einschloss, sind wenig später Risse in der Kapelle festgestellt worden. Man bemühte sich daraufhin erfolgreich darum, die Kapelle nun mit in die Maßnahmen der Generalsanierung hineinzunehmen. Bei den veranschlagten Gesamtkosten der Kapellensanierung von 300.000 DM einigte man sich mit der Erzbischöflichen Finanzkammer auf folgenden Finanzierungsplan: 17% (51.000DM) Stiftung Schloss Weißenstein, ca. 21% öffentliche Zuschussgeber und mehr als 60% kirchliche Mittel. Durch die modernisierte Elektrik konnte nun auch endlich der langgehegte Wunsch nach einer Kirchenheizung realisiert werden. Die Kosten von etwa 20.000 DM brachte die Filialkirchenstiftung alleine auf. Im Februar 2001 kamen die Kirchenbesucher erstmals in den Genuss der neuen Mattenheizung.

Das Jahr 2001 markiert zugleich das Jahr, in dem in einer anderen Herzensangelegenheit der Ge­meinde der Durchbruch gelang. Die gräfliche Familie stellte nach jahrelangem Bemühen seitens Pfarrer Topits der Gemeinde im ehemaligen Forsthaus zwei Räume für die Seelsorge und Jugendar­beit zu Verfügung. Die in einem Kostenvoranschlag berechneten Investitionskosten summierten sich auf 71.000 DM und konnten dank der bereitwilligen Mithilfe vieler Gemeindemitglieder und der Zuschüsse des Landkreises, des Kreisjugendrings, der örtlichen Banken und Sparkassen sowie verschiedener Vereine deutlich gesenkt werden. Im Jahr 2003 war es dann endlich soweit und die neuen Räumlichkeiten wurden im Dezember offiziell vom Erzbischof geweiht.

Dieser Streifzug von 1947 bis heute veranschaulicht, wie sehr die Schlossgemeinde um ihre Kirche bemüht ist. Mit Gründung der Filialkirchenstiftung 1982 hat sie an Identität und Profil gewonnen und über die Jahrzehnte hinweg einen Strom an persönlichem Engagement und Spendenbereitschaft hervorgebracht, der für eine so kleine Gemeinde beispielhaft ist. Mit ihren Investitionen hat die Kir­chengemeinde Beachtliches zum Erhalt der Kapelle beigetragen. Genauso aktiv ist die Ausstattung der Kapelle durch die Jahre ergänzt und modernisiert worden, obwohl der Gemeinde in der Kapelle nur ein Nutzungsrecht zusteht. Genannt wurden bereits Orgel und Heizung, hinzu kamen noch Lautsprecheranlage (5.353,54 DM), LED-Liedanzeige (2.138,68 DM), Podeste der Kirchenbänke (3.164,00 DM), Priester- und Ministrantensitze (1.720 DM), Kniebankpolster (2206,53 €) und Handläufe am Treppenaufgang Schlosshof (2522,80 €) um nur einige zu nennen. Die örtlichen Ver­eine, die politische Gemeinde und öffentliche Institutionen haben die Anstrengungen der Gemeinde immer wieder durch Zuschüsse und tatkräftige Hilfe unterstützt, wofür die Kirchengemeinde sehr dankbar ist. Genauso dankbar schaut die Filialkirchenstiftung auf die Entwicklung ihres Gemeinde­lebens, das sich erst durch die Schaffung der Gemeinderäume voll entfalten konnte. Und nicht zu­letzt erfüllt die Kirchengemeinde die Tatsache mit Stolz, dass die ganzjährige gottesdienstliche Nut­zung der Kapelle die einzige ist, die seit der Erbauung des Schlosses ohne Unterbrechung Bestand hat.

Beim letzten Patronatsfest, das Pfarrer Egmont Topits 2006 in Pommersfelden feierte, wurde der von ihm gestiftete Taufstein geweiht. Er hat sich damit nicht nur in die Gruppe großherziger Spen­der eingereiht, sondern überdies ein persönliches Bekenntnis zur Kirchengemeinde selbst abgelegt. Die Taufe als Quelle des Lebens war für ihn eine ebenso unumstößliche Tatsache, wie sein Glaube an das weitere Gedeihen unserer Filialkirchenstiftung. Im Motiv des Lebensbaumes hat er das dazu passende Bild gefunden. Der Taufstein – Zeugnis des Glaubens für alle und darüber hinaus Ver­pflichtung für jene, die der Filialkirchenstiftung gegenüber Verantwortung tragen.

Taufstein                                                                                         Taufstein der Schlosskapelle gestiftet von Pfarrer Topits

 

 Johanne Belzer (Kirchenpflegerin der Filialkirchenstiftung Pommersfelden)

Veröffentlicht in: Gemeindebrief der evangelischen Kirchengemeinden Steppach - Pommersfelden - Limbach sowie der katholischen Gemeinden Sambach-Pommersfelden, März - Juni 2015, S. 17-19.